Nun könnte ich zurückfragen – Tonaudiogramm oder Sprachaudiogramm – was möchten Sie wissen?

Heute beschränke ich mich auf das Tonaudiogramm, umgangssprachlich auch „Hörkurve“ genannt. Korrekterweise nennt man es „Reintonaudiogramm“, da die Töne, die Sie hören, sogenannte „reine Sinustöne“ sind. Sie bestehen nur aus der angesteuerten Frequenz.

Die Fläche des Audiogramms

Ein Audiogramm sehen Sie hier auf der Seite; vertikal wird der Hörpegel in dB HL (Dezibel Hearing Loss) dargestellt. Horizontal sehen Sie die Frequenzen (Tonhöhen bzw. Schwingungen pro Sekunde) in Hertz mit dem Einheitenzeichen Hz. Üblicherweise umfasst ein Audiogramm eine Frequenzbandbreite von 125 Hz (tiefer Ton) bis 8.000 Hz (hoher Ton) und damit den sogenannten Sprachbereich. Der Sprachbereich liegt zwischen 400 und 4.000 Hz. In der sogenannten Sprachbanane befinden sich die wesentlichen Laute unserer deutschen Sprache. Übrigens, das ist dieselbe Übertragungsbandbreite des früheren analogen Telefons.

Der Sprachbereich im Audiogramm heißt Sprachbanane

 

Das Audiogramm ist also die grafische Abbildung Ihres subjektiven Hörvermögens. Vielleicht fragen Sie jetzt: Warum subjektives Hörvermögen? Gerade Menschen mit einer Hörschädigung hören nicht immer gleich – abhängig von der Tageszeit, der Tagesform, von der Lautstärke des Tinnitus, usw. Trotzdem hat ein Audiogramm eine klare Aussagekraft und gibt wertvolle Hinweise für die Fachleute bzgl. der Form der Schwerhörigkeit (Schallleitungs-, Schallempfindungsschwerhörigkeit oder kombinierte Formen davon). Ganz wichtig ist zu wissen, dass solch ein Audiogramm immer ohne Hilfsmittel zu erfolgen hat!

 

 

Luftleitung und Knochenleitung

Jetzt wollen wir beginnen, das Audiogramm und seine Zeichen bzw. Abkürzungen aufzuschlüsseln:

Gemessen wird die Luftleitung (LL), wenn der Prüfschall mittels Kopfhörer übertragen wird. Der Schall breitet sich dann über das Außenohr durch den Ohrkanal zum Trommelfell aus. Das Trommelfell ist wiederum durch seine Fläche in Verbindung mit den drei kleinsten Knochen im menschlichen Körper, den Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) im Mittelohr. Sie wirken wie ein Schallverstärker, wandeln die Luftschwingungen in Bewegungsenergie um und übertragen diese über den Steigbügel an das ovale Fenster der Hörschnecke (Cochlea).

Im Audiogramm wird die Luftleitung für das rechte Ohr in roter Farbe mit den Symbolen O—–O und das linke Ohr in blau und den Symbolen x—–x gekennzeichnet.

So sieht es aus – ein Audiogramm

 

Für den Laien stellt die Luftleitung seine Hörkurve dar, dem Fachmann aber fehlt für eine gute Diagnostik noch etwas: die Knochenleitung (KL).

Der Knochenleitungshörer ist ein schwingender Vibrator und wird auf den Knochen (Mastoid) hinter dem Ohr aufgesetzt. Der Schädelknochen gerät dabei in Schwingung und überträgt diesen Schall direkt auf das Innenohr, die Cochlea. Das Mittelohr wird dadurch umgangen. Die Schwierigkeit für hörgeschädigte Probanden ist oft, zu sagen, ob sie den Ton nur gefühlt oder auch gehört haben. Der gehörte Ton ist wichtig! Auf dem Audiogramm wird die Knochenleitung so dargestellt: Rechtes Ohr: >—–> und linkes Ohr:  <—–<.

Wenn die Kurve aufgebläht wird

Dann gibt es noch die Messung mit technischen Hilfsmitteln wie Hörgerät und Cochlea Implantat. Hier erfolgt die Messung via Raumlautsprecher im sogenannten Freifeld (FF): Diese Messung nennt man „Aufblähkurve“. Wenn wir die Audiogramme der Messung ohne und mit technischen Hörhilfen nebeneinanderlegen, dann können wir den „Aufbläheffekt“ unserer Hörhilfe gut sehen: Wir sehen, wie viel Gewinn wir bei welchen Frequenzen von unserer Hörhilfe haben.

Im nächsten Teil lesen Sie, wie man aus dem Audiogramm auf die Art der Schwerhörigkeit schließen kann.

(hier geht es zu Teil zwei)

Iris Landwehr
CIVrund 54