Rhythmus hautnah mit allen Sinnen erleben

TaKeTiNa® – Ein Wochenende im Rhythmus

CI-Träger hören anders als „Normalhörende“. Das macht sich vor allem in der Musik bemerkbar. Das Seminarwochenende bietet die Möglichkeit, ein (neues) Verstehen und Genießen von Musik und Rhythmus zu entwickeln und so wieder Freude an der Musik zu finden.


Bericht von Viola Kutzner

Frühjahrsseminar vom 19.–21.3.2021 im geliebten Tagungszentrum Gültstein, mit Frank Rihm und Cettina Franchella, ausgebildete TaKeTiNa-Rhythmuspädagogen und Kreativtherapeuten – beide mit „gesunden“ Ohren: Das Treffen des CIV-BaWü nutzten alle Teilnehmer der CI-Familie, um sich auszutauschen, sich gegenseitig zuzuhören und sich in der Gruppe der Gleichgesinnten wohlzufühlen. Der Spaß hatte einen hohen Stellenwert. Mit der Basstrommel und der Berimbau in den Rhythmus kommen, das Herz damit erfüllen und den Flow genießen: Frank und Cettina führten uns Teilnehmer mit verschiedenen Rhythmen, gebündelt mit Geduld und Erfahrung, durch das Wochenende. Das gestalteten sie sehr individuell und mit mehreren Absprachen für uns CI‘ler.

Schnell- und Techniktests

Am Anfang stand jedoch für jeden von uns ein Covid-Schnelltest (sofern wir nicht ein Zertifikat eines aktuellen Schnelltests dabeihatten), erst danach durften wir ins Tagungshaus. Ulrike sagte einleitende Worte. Dann stellten wir uns den üblichen technischen Herausforderungen (ich höre nix, wie aktiviere ich meine T-Spule …), die gelöst wurden, sodass alle gut verstehen konnten. Großen Dank dir, Ulrike, und allen TeilnehmerInnen, die mehrmals die technischen Herausforderungen geduldig lösten!

Cettina schlug den Rhythmus mit der Sodu und Frank spielte die Berimbau. Wir standen im Kreis drumherum. Am Anfang mit dem rechten Fuß, dann kam der linke Fuß dazu und – ganz ohne Eil – die Hände. Manche empfanden das als große Herausforderung und alle hatten so ihre Chaoszeiten. Mit viel Einfühlungsvermögen lernten wir den Rhythmus des TaKeTiNa und hatten unsere helle Freude, als wir dazu noch singen durften. Am Anfang war das noch ganz leicht „Ta“ „Ke“, später steigerte es Frank, sang fast afrikanisch, und wir hatten unsere Mühe, es am Anfang zu verstehen. Die immer gleichen Fußbewegungen versetzten unseren Körper in ein rhythmisches Schwingen. Mit Achtsamkeit und Gelassenheit mit sich selber, fanden Mann und Frau auch wieder nach dem Chaos in die richtigen Schritte zurück. Mit genügend Pausen, in denen wir mit wenigen Worten reflektierten, spürten wir nach, was es mit unserem Körper macht.

Zwischen Ordnung und Chaos

TaKeTiNa heißt Flexibilität, raus und rein in die Aktivität zu kommen. Fehler zu erleben, wahrzunehmen, was passiert mit mir? In den Körperebenen zwischen Stress und Langeweile lernen wir am besten. Frank erklärte uns anhand von Metronomen, die alle in Disharmonie unterwegs waren, wie diese alle in den Gleichklang kommen, wenn eine gemeinsame Schwingung darunterliegt. Das geschieht in Wellenbewegungen. Das unrhythmische Durcheinander wechselt sich ab, wenn Trommel, Füße und Körper in den Gleichklang kommen. Die Trommel ist unser Taktgeber. Es macht keinen Unterschied, ob man den Rhythmus spürt oder hört. Irgendwann ist er da.

In Stresssituationen hören wir die Dinge nicht mehr richtig. Entspannung lässt uns wieder besser hören. Die Konzentration mit den Trommelschlägen und der Berimbau wechselt sich mehrmals mit Ruhe und im Kreisinneren auf der Decke liegen ab. Das Getragenwerden von den Außenstehenden war ein schönes Gefühl. Nach Atemübungen kamen noch Singproben im Stuhlkreis, mit Corona-gerechtem Abstand.

Ich habe alle Zeit der Welt

Am Samstagabend durften wir alle in Decken gehüllt in der Mitte den verzauberten Klängen und Rhythmen des Monocords, des Regenmachers und dem Klangspiel lauschen. Was für ein Geschenk!

Sich die Erlaubnis zu geben, mit Genuss alles in sich aufzunehmen und auch in der Gruppe wegzudriften. Der Alltagsstress war danach wie abgefallen. Ich habe alle Zeit der Welt!!!!

So leiteten Frank und Cettina durch das Wochenende. Cettina machte mit uns noch das heilsame Schütteln mit der Sodu und alle hatten die wahre Freude daran.

Resumée von Cettina: dass wir als Gruppe mit gutem Kontakt viel unterstützten und Freude am Rhythmus hatten. Frank meinte dazu, er habe Respekt vor uns CI‘lern, dass wir trotz des Defizits so viel singen und uns gut darauf einlassen konnten. Jetzt konnten alle strahlend nach Hause fahren. Ja, TaKeTiNa bringt Körper und Geist in Einklang! Das Wochenende ging wie immer zu schnell vorbei, alle hatten mit Freude viel gelacht und gelernt.

Es war wie Kurzurlaub!