Erfahrungsbericht über den fortschreitenden Hörverlust vom jungen Erwachsenenalter an und den Weg zum CI
Viele Hörstürze und Angst vor der Gehörlosigkeit
1978 bekam ich im Alter von 27 Jahren aus heiterem Himmel meinen ersten Hörsturz. In den nächsten Jahren folgten in längeren mal kürzeren Abständen mehrere Hörstürze und jedes Mal nahm meine Hörbeeinträchtigung zu. Zuerst verlor ich rechts das Sprachverständnis und mit der Zeit ließ auch das auf meinem linken Ohr nach. Mit 40 Jahren erhielt ich meine ersten Hörgeräte, welche bald nicht mehr ausreichten. Selbst mit neuen Power-Geräten wurde es immer anstrengender, mich in der Gesellschaft zu unterhalten. Für mich als Hörgeschädigte gab es keine Entspannung mehr, weder im Beruf noch auf privater Ebene. Telefonieren, Theaterbesuche, Kino, Tanzen, mal nett Essen gehen, das war ja alles mit Hören verbunden. Ich lebte sozusagen im Dauerstress. Die Folgen waren ständige Müdigkeit bis zur Erschöpfung, Verspannungen der Muskulatur und ständige Angst vor dem nächsten Hörsturz und der vollkommenen Gehörlosigkeit.
Der Weg zum CI
Im November 2009 sorgte dann der 13. oder war es schon der 14. Hörsturz dafür, dass ich mein Sprachverständnis auf dem linken Ohr ebenfalls verlor. Meine bis dahin eingeschränkte Lebensqualität sank auf den Nullpunkt. In dieser Verfassung nahm ich Kontakt mit der CI-Selbsthilfegruppe auf. Dort bemerkte ich, dass ich mit meinem Schicksal nicht alleine war. Alle Implantierten hatten ähnliche Erfahrungen und konnten je nach Vorerkrankung mit einem Cochlea Implantat (CI) wieder relativ gut hören und Sprachverständnis haben. Das machte mir Mut.
Nachdem der Befund bei der Voruntersuchung für ein CI positiv ausgefallen war, habe ich mich sofort zu einer Implantation auf der rechten Seite für Anfang 2010 entschlossen. Die OP verlief problemlos und so konnte ich nach 3 Tagen die Klinik verlassen. 6 Wochen später war die Erstanpassung meines CI’s. Von da an begab ich mich täglich auf eine akustische Entdeckungsreise.
Durch die regelmäßigen Besuche bei einer Logopädin in Wohnortnähe, mit Spezialausbildung für CI-Träger und weiteren Einstellungen in der Klinik hatte ich nach 4 Wochen das erste Mal Sprachverständnis. Weiteres Hörtraining und die vierwöchige stationäre Reha in einer Fachklinik sorgten für weiteren Erfolg. Mit jedem Schritt zum Hörerfolg hat sich mein Leben wieder positiv verändert. Alles was mir all die Jahre vor meiner Implantation verwehrt oder nur eingeschränkt möglich war, ist nun wieder möglich. Meine wiedergewonnene Lebensqualität möchte ich nicht mehr missen.
Im Dezember 2016 wurde ich mit dem 2. CI versorgt.
Die Hörschädigung ist ein Teil von mir
Ich habe gelernt, meine Hörschädigung gehört zu mir, ist aber nur ein Teil von mir und nicht der wichtigste.
Claudia Kurbel